bei den Mönchen

Leider bin ich in Rabanal del Camino nur auf zwei Kaffee geblieben und weiter nach Foncebadon gelaufen. Erst einige Tage später habe ich in einem Gespräch gehört, dass man in Rabanal in einem Benediktinerkloster übernachten kann. Minderstens 3 Nächte bleiben soll, das Mönchsleben „mitmachen“ kann. Das Angebot der Mönche erstreckt sich über gemeinsames Essen, Messen besuchen. Ruhe finden und die Erfahrungen in sich aufnehmen ist ebenso ein Ziel wie seinem Körper eine Pause zu gönnen. 

Einer der Mönche sagte zu meinem Gesprächspartner: Jeder Pilger ist ein Mensch, somit anders und somit ein Geheimnis für sich. Es ist wichtig Kontakt mit Gott zu suchen, das innere Leben ergründen und diese Erfahrung zu spüren.

In Foncebadon war Sonntag und die kleine Ortschaft ist sehr sehr übersichtlich (im Sinne von klein). Genügend Zeit sich Gedanken zu machen. Komme ich an was an, weiss aber nicht an was. Habe ich Geduld genug um abzuwarten, und wird es sich zeigen? Es ist sicherlich gut auf die Stimme des Herzens zu hören, auf die Intuition zu warten. 

 

Später, viel später, bin ich froh nicht drei Tage in Rabanal verbracht zu haben. So wäre ich Germán in Ponferrara nicht mehr über den Weg gelaufen. Alles hat seinen Sinn, alles seine Bestimmung auf dem Camino, denke ich. Auch habe ich in der Herberge in Ponferrada Magnus von den Färöer-Insel wieder getroffen. Was habe ich verloren: Nichts, nur gewonnen. Zwei Freunde, weit weg, aber Dank eMail nur einen Mouseclick entfernt.

Lernerfahrung

Laufen auf dem Jakobsweg ist eine Lernerfahrung, in der ich lernte ein Gleichgewicht zwischen mir, dem Weg und meinem Körper zu finden. Ich habe dies in ähnlicher Form irgendwo gelesen oder gehört und dass wenn man dies schaffen kann, in der Lage ist einen Lebensstil zu entwickeln, der nicht nur ein paar Tage oder für eine Woche anhält, sondern einen bis nach Santiago und darüber hinaus tragen wird. Es ist eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich auch in meinen Alltag übernehmen kann und möchte.

Der Wandel…

in einem selbst ist auf dem Camino erkennbar. Die Menschen sind fröhlich, sind kontaktfreudig. Es gibt kein böses Wort, abgesehen von leisen Flüchen gegen seine Füße :-) oder andere Wehwehchen, die ab und an auftreten. Die Menschen sind überall gut gelaunt, nicht nur die Wanderer, sondern auch die Bewohner am Jakobsweg. Ich erinnere mich nur die ältere Dame, die mir im Bergland von Galizien eines Morgens einen Pfannkuchen angeboten hat, oder die Dame in einer Ortschaft, die mir zeigte, dass wenn ich jetzt in die Richtung des Supermarketes abbiege, den Camino verlassen würde. Sie wartete doch tatsächlich bis ich mir mein Essen kaufte und beobachtete, bis ich wieder den gelben Pfeilen folgte. Sie sind einfach mit den Wanderern aufgewachsen und kümmern sich um uns. Eine schöne Erfahrung, die ich nicht vergessen werde. 

Auf dem Camino steht niemand über dem anderen. Es gibt keine Hierarchien. Alle sind gleich, egal aus welcher sozialen Stellung er kommt und in welche sie nach dem Weg zurückgehen. Die Menschen stehen nebeneinander.

Schön ist auch, sich selbst wichtig zu nehmen. Zu spüren, was Du brauchst, was Dein Körper braucht, Dir das zu geben, was Du brauchst. Du kannst den ganzen Tag über realisieren, dass Du immer positiven Gedanken hast, dass es Dir gut geht. Dieser Zustand ist mir erst nach Santiago, nach meiner Rückkehr in den Alltag, bewusst geworden. Es tut gut, sich daran zu erinnern. Du musst Dich mit Dingen beschäftigen, die Dich in Wirklichkeit nicht interessieren. Hier auf dem Camino ist es nur der nächste Schritt, die nächste Ortschaft, die nächste Herberge oder der nächste Tage. Sonst nichts!

Was macht einen…

Pilger aus?

Würde ich mich als Pilger betrachten? Ich sehe mich als Wanderer. Das ist eine schwierige Frage, die ich nicht so einfach beantworten kann, da ich mir vorher keine näheren Gedanken oder tiefergehende Informationen gemacht und beschafft habe. Diese Frage, wie ich mich bezeichnen möchte, stellte ich mir nie. Auch habe ich die Bezeichnung „Pilger“ immer in Anführungsstriche gestellt, um vielleicht meine Unentschlossenheit zu untermalen. Aber hauptsächlich vielleicht deshalb, weil ich mich vorbelasten wollte. 

Mit Pilgern verbinde ich eigentlich mehr Leiden und auch das Ziel für seine Sünden zu büssen, die man bis dahin begangen hat. Ich mehr Wanderer als Pilger, der auch ab und an eine Kirch aufsucht, um in sich zu gehen. 

Viele Pilger werden sicherlich den Südenablass durch die Ankunft in Santiago und den Erhalt der Compostela als eigentlichen Grund und Motivation angeben. Meine Ansicht ist auch, dass Pilgern wandern mit einer spirituellen Dimension ist, für den einen mehr und für den anderen weniger. Schlussendlich muss jeder für sich entscheiden, warum weshalb wiesso und ist niemanden ausser sich selbst Rechenschaft schuldig.

Erkenntnisprozess

Wie kann ich versuchen, das Leben auf dem Jakobsweg in den Alltag zu übernehmen, übertragbar zu machen?

Viele sagen, dass der Jakobsweg erst in Santiago beginnt. Und dann kommt das,
was man vielleicht auf und während des Camino erwartet hat: der Erkenntnisprozess!

Langstrecke…

Zwei „Langstreckenläufer“, gestartet in Thüringen, sagten, dass es fazinierend war, in den Frühling hineinzulaufen. Ein gewagter Vergleich mit den Beschreibungen von Hermann Hesse auf seinen Wanderungen nach Italien. Den Übergang in den Frühling zu erleben, in eine neue Jahreszeit hineinzulaufen, die Veränderungen zu erleben, zu erfühlen. Erkenntnisse sind nicht unbedingt das Ziel, sondern das Denken einstellen. Sich loslösen vom Alltag, jeden Schritt und jeden Augenblick des Weges als ein Teil des Lebens geniesen, wann immer, wo immer. Man hat nichts anderes zu tun als zu geniesen.

Am Abend vor…

der Herberge. Der Blick schweift zurück. Es ist ein Weg. Es gibt keine verschiedenen Möglichkeiten ihn zu gehen. Das ist das was den Camino ausmacht. Im Alltag gibt es verschiedene Dinge zu tun, verschiedene Sachen, an die ich denken muss. Auf dem Camino gibt es nur diesen Weg und mich, der mich nach Santiago führt. Dinge, die rechts und links vom Weg liegen, kann ich wahrnehmen oder einfach an ihnen vorbeigehen. Es gibt keine schwierigen Entscheidungen zu treffen. Es gibt nur die Möglichkeit den Jakobsweg als solches zu erleben und auszukosten. Die Vielheit des Alltags verschwindet. Es gibt nur diese eine Erfahrung des geraden Weges die zum Ziel führt. Das ist offenbar das, was den Menschen in unserer Zeit fehlt: Ein klarer Weg! Hier wird die Wahrheit deutlich, dies macht die Menschen hier so glücklich, in dieser kurzen Zeit auf dem Camino, wo spürbar ist, sich auf dem richtigen Weg zu befinden. Vielleicht nur eine Illusion, aber eine schöne und glücklich machende Illusion, für einige Tage, einige Wochen.

Zwillinge unterhalten…

Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch
seiner Mutter. „Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach
der Geburt?” fragt der eine Zwilling.
„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark
für das, was draußen kommen wird, ”
antwortete der andere Zwilling.
„Das ist doch Blödsinn”, meint der erste.
„Es kann kein Leben nach der Geburt geben, wie soll
das denn bitteschön aussehen?”
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher
viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herum laufen
und mit dem Mund essen.”
„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört. Mit dem Mund essen?
Was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur,
die uns ernährt. Und wie willst du denn herumlaufen?
Dafür ist die Nabelschnur doch viel zu kurz.”
„Doch, es wird bestimmt gehen, es ist eben dann alles nur
ein bisschen anders.”
„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurück gekommen von nach der Geburt.
Mit der Geburt ist das Leben zu Ende.
Punktum.”
„Ich gebe ja zu, dass keiner richtig weiß, wie das Leben nach der
Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter
sehen werden und dass sie für uns sorgen wird.”
„Mutter ??? du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter! Wo ist sie denn?”
„Na, hier - überall um uns herum. Wir leben in ihr und durch sie.
Ohne sie könnten wir gar nicht sein!”
„Quatsch, von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt,
also kann es sie auch nicht geben.”
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören.
oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt...”

gelesen bei Henry Nouwen
 

"Ein wunderschöner Text über die Perspektive die Welt und das Leben zu sehen."

 

Danke! tk

Brabbel-Generator

Eignet sich vorzüglich für langatmige Telefonate und langweilige Meetings. Beides habe ich zwar nicht,
aber was nicht ist kann ja noch werden. Bis dahin möchte ich anderen dabei helfen „hochintelligenten
geistigen Tiefflug abzusondern“ :-)))

Hier der Link zu Brabbel-Generator…

Kleine Kostprobe gefällig….

Die relative Haltung der genannten Person bewirkt einen dynamischen Differenzkoeffizient
Das konzentrierte Beschäftigungsvolumen hat seine Wirkung gezeigt.
Informeller Handlungsbedarf ergibt sich aus dem simultanen Währungsvorfall.

…noch Fragen….?

Thanks 2 Rolf

Drachenläufer

„Drachenläufer“ ist die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghanistans. Jahre nach dem Verrat an seinem Freund Hassan kehrt Amir zurück, um seine Schuld zu tilgen. Kabul hat sich verändert… Ein Gleichnis über Schuld und Sühne und über die Kunst des Verzeihens.