Ein Ort voller Geschichte und Erinnerung – Der Barbaraberg bei Speinshart
Wenn ich in der Oberpfalz unterwegs bin, zieht es mich immer wieder auf den Barbaraberg. Dieser kleine, aber eindrucksvolle Höhenzug in der Nähe des Klosters Speinshart gehört zu den Orten, an denen sich Vergangenheit und Gegenwart auf besondere Weise berühren. Einmal im Jahr, an Vatertag, treffen sich hier gute Freunde – wir kennen uns teils schon seit Jugendtagen – um gemeinsam diesen geschichtsträchtigen Platz zu erleben.
Spuren aus alten Zeiten
Der Barbaraberg ist nicht einfach nur ein Aussichtspunkt – er erzählt Geschichten. Schon in frühester Zeit siedelten hier Menschen, und auf dem Gelände wurde sogar ein slawischer Friedhof mit über 160 Gräbern entdeckt. Man geht davon aus, dass hier einst Angehörige einer bedeutenden Gemeinschaft bestattet wurden. Das lässt erahnen, welche Rolle der Ort schon damals gespielt haben muss.
Reste einer alten romanischen Kirche belegen, dass hier bereits um das Jahr 1000 eine steinerne Kapelle stand. Die heilige Barbara, die dem Berg ihren Namen gibt, wurde erst später zur Schutzpatronin der Anlage – vermutlich im Spätmittelalter.
Vom Wallfahrtsort zur Ruine
Im 14. Jahrhundert wurde der Hügel zu einem Ziel für Wallfahrten. Gläubige machten sich auf den Weg zur kleinen Kapelle am „Berg der Barbara“. Im Rokoko, etwa Mitte des 18. Jahrhunderts, entstand hier eine prachtvolle Kirche mit mehreren Altären. Die Fassade, die heute noch steht, gibt einen Eindruck davon, wie imposant das Gebäude einmal war.
Die Zeiten änderten sich: Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts verlor das Kloster Speinshart seinen Einfluss, die Kirche wurde verkauft, zweckentfremdet, beschädigt – und letztlich durch einen Blitzschlag 1914 zerstört. Nur die mächtige Fassade überstand den Brand – wenn auch mit einer kopflosen Barbara im Giebel.
1919 wurde an der Rückseite der Fassade eine kleine Kapelle errichtet. Der Platz gehört seitdem wieder dem Kloster Speinshart und wird liebevoll erhalten.
Sagen, Stille und Freundschaft
Der Barbaraberg ist nicht nur ein Ort voller Historie – er lebt auch in Erzählungen. Die Sage von der versunkenen Stadt Mirga etwa, die unter den Asche- und Lavamassen eines Vulkanausbruchs verschwunden sein soll, beflügelt die Fantasie. Der nahegelegene Rauhe Kulm – tatsächlich ein erloschener Vulkan – könnte der Ursprung dieser Legende sein.
Und auch heute noch kommen Menschen hierher, manche aus religiösem Antrieb, andere aus Neugier, aus Verbundenheit oder wegen des Panoramas. Der Blick reicht weit über die sanften Hügel des nördlichen Oberpfälzer Waldes.
Für mich ist es vor allem ein Ort, an dem Freundschaft gepflegt wird. Einmal im Jahr steigen wir den Hügel hinauf, stoßen auf die alten Zeiten an, erzählen Geschichten – und spüren dabei, dass es Orte gibt, die einen ein Leben lang begleiten.