Höchststrafe für fränkische Ohren
Grußworte schleifen sich ab. Vor allem bei uns in Franken.
Wer das schlichte Ade bevorzugt, ist fein heraus. Auch dem
mundfaulsten Zeitgenossen bietet sich hier keine Chance zur
Kurzform.
Dann gibt es noch die Grußvariante, die von einem waschechten
Franken ein wirklich hohes Maß an Toleranz abverlangt.
Nämlich das aus dem hohen Norden importierte tschüss.
Fremde Seeleute gebrauchten häufig das spanische a dios
(,‚Gott befohlen“). Auf französisch heißt es adieu. Im Plattdeutschen
wurde daraus ein adjüs.
Die Umgangssprache schließlich machte aus dem zweisilbigen
Ausdruck ein einfaches „Tschüss“, das wir laut Rechtschreibreform
inzwischen groß und mit „ss“ statt „ß“ schreiben:
Gleich ob einfach oder scharf. Der moderne Mensch sagt heute
bei allen sich bietenden Gelegenheiten Tschüss.
Und wenn er einen Menschen besonders gerne von hinten
sieht, hängt er dem Tschüss ein „ie“ an.
Das Ganze beziehungsweise das Tschüssie lässt sich zudem
wunderbar melodisch vortragen.
Für einen Franken, dem ein Ade über alles geht, so etwas
ähnliches wie die akustische Höchststrafe.