…im Radio gehört…
Die calvinistische Arbeitsmoral ist mit einem höheren Ziel verbunden, und zwar zu den von Gott Erwählten zu zählen, denn wen Gott erwählt, dem verleiht er Glück und Wohlstand auf Erden. Die calvinistische Bewegung wurde im Laufe der Jahrhunderte säkularisiert. Daraus entstand die moderne Erfolgsmentalität, die besagt: Du hast es selbst in der Hand, erfolgreich auf Erden zu sein, wenn Du zielorientiert und kontrolliert deinen Tagesgeschäften nachgehst. … Wir wollen heute immer noch Leistung und wirtschaftlichen Erfolg aufweisen. Wir folgen damit dem strengen Tugend- und Zeitkorsett der letzten 450 Jahre, ohne den Sinn einer solchermaßen organisierten Arbeit zu hinterfragen. …
Nur langsam sickert eine neue Arbeitseinstellung durch, die uns nachdenken lässt, ob es statt Leistungsdenken nicht bessere Orientierungen und Motivationszutaten geben könnte, wie zum Beispiel die Frage nach Wohlbefinden und Sinngebung, das Wissen, gebraucht zu werden, die Möglichkeit, kreativ und musisch zu sein … Arbeit erschöpft nicht nur, sondern sie lässt uns auch lebendig fühlen; sie ermöglicht uns, unsere körperlichen, geistigen und emotionalen Kräfte einzusetzen; sie bietet Herausforderung und schafft Zufriedenheit, wenn uns etwas gelingt; sie bietet Erkenntnisgewinn, persönliches Wachstum und Geld.
Bayern 2…Entnommen aus: Irmgard C. Klammer und Sabine Bauer: „Denken entlang des Herzens. Praktische Philosophie“, Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2004, S. 39f