Ein Mensch, der unverhofft berühmt wurde, jedoch keine wohlfeilen Sprüche klopfte und sich nicht vor Kameras prostituierte. War es diese Wortkargheit, die ihn so sympathisch machte? Seine Wirkung beruhte nicht auf effekthascherischem Schweigen. Das Besondere lag in der Weigerung, die ihm zugedachte Rolle aufzunehmen. Menschen, die durch Gelassenheit und Genügsamkeit ihre Seelenruhe finden, sind selten geworden in einem Klima hitziger Eitelkeit. Der bewusste Verzicht auf öffentliche Präsenz irritiert mehr als alles andere. Sogar mehr als der Verzicht auf Geld. Wer sich von Besitz befreit, möchte auch dies in der Regel allen verkünden, das ungläubige Staunen und die Achtung der anderen genießen. Nicht sagen, nichts wollen, nichts fordern: Das ist die größtmögliche Provokation. Was hatte dieser Mensch, dass er die Selbstbestätigung nicht brauchte, nach der wir alle gieren? … ein moderner Diogenes. Wer längere Zeit Tiere beobachtet, der wird ein anderer. Tiere lehren, dass Zufriedenheit beginnt, wo Eitelkeit endet. Von Tieren kann man auch lernen, sich nicht ablenken zu lassen. Wer Nein sagen kann, ist frei. Er entdeckt ein Gefühl, von dem uns eingeredet wird, man bekomme es einzig in schnellen Autos, auf Urlaubsreisen oder beim Ausüben trendiger Sportarten. Das ist das Provozierende an seiner Existenz. Der Genügsame ist kein Asket, der anderen durch leidvollen Verzicht ein moralisches Vorbild geben will. Der Genügsame konzentriert sich auf das, was er wichtig findet. Und wenn es für alle anderen unwichtig ist – umso besser. Er ist die radikalste Infragestellung einer Kultur, deren Währung die Aufmerksamkeit ist. Wer nicht mitmacht, muss stark sein.