Film – Bösewichte

Nach Gefangennahme des Helden erzählt ihm der Bösewicht erst einmal seine halbe Lebensgeschichte, anstatt ihn einfach umzulegen.

Nachdem er seine Lebensbeichte abgelegt hat, offenbart der Bösewicht vor dem Helden auch noch seine sämtlichen weiteren Pläne. Meist offenbart der Bösewicht bei der Gelegenheit auch seine einzige Schwachstelle.

Sind Lebensgeschichte & Pläne hinreichend erläutert worden, wird der Held immer noch nicht erschossen. Statt dessen wird er in eine komplizierte Tötungsmaschinerie oder Tötungskammer gesteckt, aus der er in der Regel immer entkommen kann.

Selbst wenn der Held gegen 50 Mießlinge kämpfen muß, greifen diese ihn immer nur nacheinander an. Die nicht im Kampf involvierten Bösewichter warten so lange, bis ihr Kollege K.O. gegangen ist und stürzen sich erst dann auf den Helden.

Selbst ein 20-jähriger Bösewicht zieht langsamer als ein 90-jähriger, bettlägeriger und gichtgeplagter Filmheld.

Obwohl der Bösewicht davon überzeugt ist zu siegen, hat er einen Fluchtplan bereit liegen.

Filmbösewichter können mit riesigen finanziellen, materiellen und personellen Aufwand quadratkilometergroße unterirdische Festungen bauen, ohne das das irgendjemanden auffällt.

Bösewichter greifen nur an, wenn es am Kampfplatz genügend Spiegel, Glasscheiben und Treppengeländer gibt, die zu Bruch gehen können. Stühle zerbrechen am Rücken oder Hinterkopf des Gegners auch dann, wenn sie aus massiven Eichenholz gefertigt sind.

Filmbösewichter gucken immer so verkniffen, als ob sie nicht mehr kacken könnten.

Verlasse dich nie darauf, das der Bösewicht wirklich tot ist. Die meisten Oberfieslinge haben die Neigung, nach einem halbstündigen Kampf, wenn von 20 Kugeln und 80 Messerstichen durchlöchert reglos am Boden liegen, genau in dem Augenblick effektvoll mit einem Urschrei aufzuspringen, wenn der Held sich gerade umdreht um seine Partnerin zu umarmen. Danach kann er entweder noch eine halbe Stunde mit unvermindeter Kraft weiterkämpfen oder wird Sekunden später von einer dritten Person entgültig erschossen.

Mitwisser mit Gewissensbissen statten dem Bösewicht immer einen Besuch ab, um ihm mitzuteilen, dass sie nun alles, aber auch wirklich alles der Polizei erzählen werden. Nach der Beichte werden sie vom Bösewicht umgelegt.

Richtig fiese Bösewichter tragen auch nachts noch eine Sonnenbrille.

Macht ein Aushilfsschurke einen Fehler, wird er sofort vom Oberbösewicht getötet. Trotzdem hat dieser keine Probleme, weiterhin Nachwuchs für seine Truppe zu rekrutieren.

Der Oberbösewicht tötet immer alle seine Komplizen, um die Beute für sich allein zu haben.

Der Oberschurke wird immer von einem Oberbodyguard beschützt, der aussieht, als ob er schon seit 10 Jahren unter Verstopfung leidet.

Ist der Bösewicht gerade im Begriff, den Helden zu erschießen, so wird er im letzten Moment von Hinten von einer Person erschossen, die sich im bisherigen Filmverlauf noch nicht profilieren durfte. Selbst wenn die Kugel seinen Schädel durchdrang, hat der Schurke noch genug Zeit, einen ungläubigen Gesichtsausdruck aufzusetzen und dann anschließend dramatisch zu Boden zu sinken.

Stützt ein Schurke von einer Klippe, Hochhaus, Flugzeug oder wasauchimmer in die Tiefe, so wird er einen mindestens dreißigsekündigen Todesschrei zu besten geben, selbst wenn er taubstumm war und von einer Kugel in die Lunge getroffen wurde.

Zeugen, die im Hauptquatier des Bösewichtes dessen Geheimpläne belauschen können, versuchen nie, sich möglichst schnell in Sicherheit zu bringen. Statt dessen rufen sie den Helden von einem Telefon aus an, dass sich direkt neben dem Zimmer befindet, in dem sich der Bösewicht mit seinem gesamten Killerstab aufhält. Trotz des Risikos ist die Nachricht anscheinend nicht so dringend, da er sie nicht sofort am Telefon weitergeben möchte. Statt dessen vereinbart er mit dem Helden ein Treffen Stunden später an einem sicheren Ort, z.B. um Mitternacht im Central Park. Daraufhin wird er vom Bösewicht ertappt und erschossen.

Zeugen, die vom Bösewicht tödlich verletzt wurden, können sich noch 200 km zu Fuß bis zu der Wohnung des Helden schleppen, um dort auf der Türschwelle zusammenzubrechen und mit den Worten: ‚Ich muß sie vor *Röchel, Hust, Spuck* warnen‘ zu sterben.

Schurken können in der Innenstadt 10 Minuten aus allen Rohren ballern und danach noch mit gezückten Waffen einen halbstündigen Kriegsrat abhalten, ohne das ein Polizeifahrzeug auftaucht. Anschließend können sie problemlos den Tatort und die Stadt verlassen, ohne in eine Polizeisperre zu geraten.

Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass Helden und Bösewichter bei Schießereien die Fensterscheiben mit dem Pistolengriff einzuschlagen haben. Es scheint verpönt zu sein, ein Fenster auf normalen Wege zu öffnen.

Alle Auftragskiller sind so gut, dass sie ohne Vorbereitung und bei Windstärke zehn von einem Hochhausdach ihr im gegenüberliegenden Gebäude hinter einer Doppelverglasung stehendes Opfer genau in den Hinterkopf treffen können.

Wenn der Gehilfe des Oberschurken arm-, bein- oder kieferamputiert ist, dann schränkt ihn seine Behinderung keineswegs ein. Ganz im Gegenteil: Seine künstlichen Gliedmaßen verfügen über mehr Funktionen als ein Schweizer Armeetaschenmesser und sind so robust gebaut, das mit ihnen problemlos Stahlplatten durchschnitten oder ganze Wälder gerodet werden können.

Jeder Filmbösewicht hat in seiner Crew Leute, die mit ihren Fähigkeiten (in einer Bobbahn Motorad fahren, auf Skiern über Gletscher und Felsvorsprünge düsen etc.) problemlos bei ‚Wetten dass‘ oder in der ‚Guiness Show der Rekorde‘ auftreten könnten.

Der verrückte Filmschurke findet das Haus mit seinem abzuschlachtenden Opfer stets mit nicht abgeschlossenen Türen und Fenstern vor. Das arme weibliche Opfer findet auf der Flucht aus dem Haus immer nur verriegelte und verrammelte Ausgänge.

Filmbösewichte sterben nie einen einfachen Tod. Um einen Bösewicht umzubringen, muß der Held diesen beispielsweise aus dem 30ten Stockwerk eines Hochhauses werfen. Auf dem Weg nach unten fällt der Mießling dann sicher auch noch duch eine Hochspannungsleitung und knallt anschließend stark elektrifiziert auf einer Hauptverkehrsstraße, auf der er auch noch von einem Sattelschlepper überrollt wird. Vor Schreck setzt der Fahrer seinen Zug gegen den Hochspannungsmast, der umknickt und im Zeitlupentempo zum finalen Todesstoß auf den sterbenden Bösewicht fällt.

Nimmt man Filmbösewichter mal etwas genauer unter die Lupe, muß man zu dem Eindruck kommen, dass sie entweder alle einen Knick in der Optik haben oder im tief in ihrem Innersten doch herzensgute Menschen sind. Denn keiner von ihnen scheint einen flüchtenden Helden ernsthaft verletzen zu wollen. Denn alle Kugeln, die auf den Helden abgefeuert werden, schlagen kurz vor seinen Füßen ein statt beispielsweise auf Höhe seines Brustkastens an ihm vorbeizuzischen…