zwischen den Tagen…

Endlich etwas Zeit „zwischen den Feiertagen“ für weitere Gedanken… bin auch schon gefragt worden,  wann ich wieder etwas schreibe. Sehr überraschend von „jemanden“ darauf angesprochen zu werden, von dem ich dies nie und nimmer gedacht habe. Auch dessen Interesse hat mich überrascht. Interessant…! Aber dennoch „Vielen Dank“ an dieser Stelle, es gelesen zu haben, D….! Die Antwort nach dem „Warum ich dies tue“, muss ich allerdings schuld bleiben. Es gibt so vieles in dieser Welt und im Web, was nicht immer zu begründen und zu begreifen ist oder sein muss. Ist halt einfach so…und wenn es aufhört, dann ist es eben auch so….

Unsere Träume…

Unsere Träume, unsere Sehnsüchte und bunten Hoffnungen wollen ernst und wichtig genommen werden. Wer sie verdrängt unterdrückt das Beste in sich und wird ein leerer Mensch.

aus Schillers Weltreise „Träume“

Blödheit der Schwarmfische

Die Blödheit der Schwarmfische

Eines haben viele, die an dem Schlamassel mitgewirkt haben, gemein: Sie verhielten sich wie Kopisten, Nachplapperer, Mitläufer, Schwarmfische. Sie orientierten sich an Trends statt an Fakten. Sie folgten, statt zu denken. Sie glaubten, statt zu prüfen. Eigensinn macht immun gegen die Verführung überdrehter Versprechen. Denken Sie noch selbst, oder googeln Sie schon? Es wird zu leicht geglaubt und zu wenig gezweifelt. Autorität verleihen nicht mehr Bildung, Erfahrung, Erfolge. Wer gehört werden will, braucht eine These, weiße Zähne und einen Body-Mass-Index im Normbereich. Mehr Drama? Mehr Mittelmaß, Baby! Die Rettung bringen weder neue Alpha-Tiere noch das Kollektiv. Gefragt ist Eigensinn. Stärkt den Eigensinn, stärkt die Bildung, vertraut auf Erfahrung. Und wenn alle im Takt klatschen, klatscht gegen den Rhythmus.

Ein Mensch, der unverhofft…

Ein Mensch, der unverhofft berühmt wurde, jedoch keine wohlfeilen Sprüche klopfte und sich nicht vor Kameras prostituierte. War es diese Wortkargheit, die ihn so sympathisch machte? Seine Wirkung beruhte nicht auf effekthascherischem Schweigen. Das Besondere lag in der Weigerung, die ihm zugedachte Rolle aufzunehmen. Menschen, die durch Gelassenheit und Genügsamkeit ihre Seelenruhe finden, sind selten geworden in einem Klima hitziger Eitelkeit. Der bewusste Verzicht auf öffentliche Präsenz irritiert mehr als alles andere. Sogar mehr als der Verzicht auf Geld. Wer sich von Besitz befreit, möchte auch dies in der Regel allen verkünden, das ungläubige Staunen und die Achtung der anderen genießen. Nicht sagen, nichts wollen, nichts fordern: Das ist die größtmögliche Provokation. Was hatte dieser Mensch, dass er die Selbstbestätigung nicht brauchte, nach der wir alle gieren? … ein moderner Diogenes. Wer längere Zeit Tiere beobachtet, der wird ein anderer. Tiere lehren, dass Zufriedenheit beginnt, wo Eitelkeit endet. Von Tieren kann man auch lernen, sich nicht ablenken zu lassen. Wer Nein sagen kann, ist frei. Er entdeckt ein Gefühl, von dem uns eingeredet wird, man bekomme es einzig in schnellen Autos, auf Urlaubsreisen oder beim Ausüben trendiger Sportarten. Das ist das Provozierende an seiner Existenz. Der Genügsame ist kein Asket, der anderen durch leidvollen Verzicht ein moralisches Vorbild geben will. Der Genügsame konzentriert sich auf das, was er wichtig findet. Und wenn es für alle anderen unwichtig ist – umso besser. Er ist die radikalste Infragestellung einer Kultur, deren Währung die Aufmerksamkeit ist. Wer nicht mitmacht, muss stark sein.

Ich bin ein Wanderer…

Ich bin ein Wanderer geworden! Das Warten und das Wandern sowie die Zeit haben eine andere Bedeutung erhalten. Ich muss nicht jeden Tag dasselbe tun, ich habe keine Aufgaben zu verrichten oder zu erledigen. Meine Zeit steht mir zur Verfügung, um nach Santiago zu gehen. Die Zeit bekommt eine andere Qualität. Es ist möglich, das Leben zu geniesen. Der Camino entscheidet alles. Er hat begonnen und wird niemals enden. Es ist eine Art unsichtbarer Motor, der die Wanderer vorwärts treibt, Tag für Tag immer wieder einen Fuss vor den anderen zu setzen. Der Camino ist wie das Leben. Freude, Ärger, Erlösung vom Schmerz,  Befreiung. Auf nach neuen Ufern mit neuen Zielen! Eine Phantasiewanderung genügt mir nicht mehr; ich brauche eine reale, echte Wanderung. Ich muss die Härte in meinem Inneren aufbrechen und muss das lange Schweigen wagen, in dem ich wandere, nach Santiago gehe.

Nirgendwo habe ich von der Trägheit des Schmerzes gelesen oder gehört. Es sind die kleinen Dinge, die zu einer Last geworden sind. Ich bin müde, sehr müde! Warum ist alles so schwerfällig geworden; diese grenzenlose Melancholie, die mich überkommt?
Leben…Dankbar, bewusst, friedvoll, und gelöst. So waren meine letzten Tage auf dem Camino. Das Leben ist im Begriff, neu zu beginnen.

Ich habe mal wo gelesen, dass am Anfang der Wanderung eine Verletzung steht, und der Wanderer nach neuen Wegen suchen wird, und diese auch heilen wird. Wer sich zu Fuss auf die Wanderung begibt, entscheidet sich, auf einem guten Weg ans Ziel zu gelangen. Seine Bewegung setzt ihn in Gang, „die nie wieder enden wird“.

Der Camino ist beim ersten Mal ein „echtes Fremdsein“, zu Fuss und allein und in tiefer Ehrfurcht vor den jeweils eigenen Orten, Zeiten und Rhythmen des Gehens. Ich fühle mich seit meiner Rückkehr, dass ich irgendwann ein zweite Mal den Camino gehen werden, mit anderen Augen, mit anderen Gefühlen und mit einer anderen Aufmerksamkeit. Ich könnte sofort wieder loslaufen, endlos weiterlaufen.

Amicus

Amicus certus in re incerta cernitur.
Den wahren Freund erkennt man in einer unsicheren Lage.

Danke, Anne!