Chinua Achebe – Things fall apart

„Things Fall Apart“ von Chinua Achebe: Eine fesselnde Auseinandersetzung mit Tradition und Kolonialismus

Kürzlich habe ich Chinua Achebes Meisterwerk „Things Fall Apart“ gelesen, und ich bin beeindruckt von der kraftvollen Erzählung und der scharfsinnigen Analyse der kulturellen und sozialen Umwälzungen, die das 19. Jahrhundert in Nigeria prägten. Dieser Roman bietet nicht nur einen tiefen Einblick in die Igbo-Gemeinschaft, sondern auch eine eindringliche Darstellung der Konflikte, die durch die Kolonialisierung ausgelöst wurden.

Achebe entführt nach Umuofia, einem fiktiven Igbo-Dorf, und lässt in das Leben des respektierten Kriegers Okonkwo eintauchen. Okonkwo, der stolz auf seinen Erfolg und seinen Status ist, ist gleichzeitig ein Mann voller innerer Konflikte. Er kämpft darum, sich von der Schwäche seines Vaters Unoka abzugrenzen und ein starker und angesehener Anführer zu werden. Doch hinter der strengen Fassade verbirgt sich eine komplexe Persönlichkeit, die zunehmend unter dem Druck ihrer Umgebung leidet.

Die Darstellung der Igbo-Kultur ist faszinierend und detailliert. Achebe beschreibt die religiösen Zeremonien, die sozialen Strukturen und die tief verwurzelten Traditionen auf eine Weise, die den Leser vollständig in diese Welt eintauchen lässt. Es ist bewundernswert, wie der Roman die Schönheit und Komplexität einer Kultur einfängt, die oft nur aus der Perspektive der Kolonisatoren betrachtet wird.

Der Wendepunkt des Romans ist die Ankunft der europäischen Kolonialisten und Missionare. Diese bringen nicht nur neue Religionen und Werte mit sich, sondern auch eine neue Ordnung, die die traditionellen Igbo-Strukturen bedroht. Der Konflikt zwischen den traditionellen Werten von Umuofia und den neuen Ideen der Kolonialherren wird immer intensiver.

Okonkwo, der sich gegen diese Veränderungen stemmt, wird zum Symbol des Widerstands gegen die Übernahme seiner Welt durch fremde Mächte. Achebe zeigt auf eindrucksvolle Weise die verheerenden Auswirkungen der Kolonialisierung auf die lokale Gemeinschaft und die persönlichen Tragödien, die damit einhergehen.

Das persönliche Drama von Okonkwo ist ebenso bewegend wie das politische und kulturelle. Seine Unfähigkeit, sich mit den sich verändernden Zeiten auseinanderzusetzen, führt zu einem zunehmend isolierten und verzweifelten Zustand. Die Tragödie seines Lebens kulminiert in einem verzweifelten Akt des Selbstmords, was die tiefgreifende Verzweiflung und das Scheitern seiner Welt verdeutlicht.

Achebes Darstellung von Okonkwo und seiner Familie bietet eine kraftvolle Reflexion über das Zusammenspiel von Tradition und Modernität, die Herausforderungen des individuellen Kampfes und die schmerzlichen Folgen von kulturellen Zusammenstößen.

Mein Fazit

„Things Fall Apart“ ist mehr als nur ein historischer Roman; es ist eine eindringliche und emotionale Erzählung über den Verlust, den Widerstand und die komplexen Dynamiken, die den Übergang von traditionellen zu kolonialen Zeiten prägen. Achebes Werk bleibt ein entscheidendes Stück der afrikanischen Literatur, das uns sowohl die Schönheit als auch die Verletzlichkeit einer Kultur zeigt, die sich im Angesicht des Wandels behaupten muss. Wer sich für Geschichte, Kultur und Literatur interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen – es ist ein unvergessliches Erlebnis.

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Barbaraberg 2024

Ein Ort voller Geschichte und Erinnerung – Der Barbaraberg bei Speinshart

Wenn ich in der Oberpfalz unterwegs bin, zieht es mich immer wieder auf den Barbaraberg. Dieser kleine, aber eindrucksvolle Höhenzug in der Nähe des Klosters Speinshart gehört zu den Orten, an denen sich Vergangenheit und Gegenwart auf besondere Weise berühren. Einmal im Jahr, an Vatertag, treffen sich hier gute Freunde – wir kennen uns teils schon seit Jugendtagen – um gemeinsam diesen geschichtsträchtigen Platz zu erleben.

Spuren aus alten Zeiten

Der Barbaraberg ist nicht einfach nur ein Aussichtspunkt – er erzählt Geschichten. Schon in frühester Zeit siedelten hier Menschen, und auf dem Gelände wurde sogar ein slawischer Friedhof mit über 160 Gräbern entdeckt. Man geht davon aus, dass hier einst Angehörige einer bedeutenden Gemeinschaft bestattet wurden. Das lässt erahnen, welche Rolle der Ort schon damals gespielt haben muss.

Reste einer alten romanischen Kirche belegen, dass hier bereits um das Jahr 1000 eine steinerne Kapelle stand. Die heilige Barbara, die dem Berg ihren Namen gibt, wurde erst später zur Schutzpatronin der Anlage – vermutlich im Spätmittelalter.

Vom Wallfahrtsort zur Ruine

Im 14. Jahrhundert wurde der Hügel zu einem Ziel für Wallfahrten. Gläubige machten sich auf den Weg zur kleinen Kapelle am „Berg der Barbara“. Im Rokoko, etwa Mitte des 18. Jahrhunderts, entstand hier eine prachtvolle Kirche mit mehreren Altären. Die Fassade, die heute noch steht, gibt einen Eindruck davon, wie imposant das Gebäude einmal war.

Die Zeiten änderten sich: Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts verlor das Kloster Speinshart seinen Einfluss, die Kirche wurde verkauft, zweckentfremdet, beschädigt – und letztlich durch einen Blitzschlag 1914 zerstört. Nur die mächtige Fassade überstand den Brand – wenn auch mit einer kopflosen Barbara im Giebel.

1919 wurde an der Rückseite der Fassade eine kleine Kapelle errichtet. Der Platz gehört seitdem wieder dem Kloster Speinshart und wird liebevoll erhalten.

Sagen, Stille und Freundschaft

Der Barbaraberg ist nicht nur ein Ort voller Historie – er lebt auch in Erzählungen. Die Sage von der versunkenen Stadt Mirga etwa, die unter den Asche- und Lavamassen eines Vulkanausbruchs verschwunden sein soll, beflügelt die Fantasie. Der nahegelegene Rauhe Kulm – tatsächlich ein erloschener Vulkan – könnte der Ursprung dieser Legende sein.

Und auch heute noch kommen Menschen hierher, manche aus religiösem Antrieb, andere aus Neugier, aus Verbundenheit oder wegen des Panoramas. Der Blick reicht weit über die sanften Hügel des nördlichen Oberpfälzer Waldes.

Für mich ist es vor allem ein Ort, an dem Freundschaft gepflegt wird. Einmal im Jahr steigen wir den Hügel hinauf, stoßen auf die alten Zeiten an, erzählen Geschichten – und spüren dabei, dass es Orte gibt, die einen ein Leben lang begleiten.

Judo-Meister Hans „Whisky“ Weiske

Zum Abschied von Hans „Whisky“ Weiske – Meinem Judo-Meister

Mit tiefster Trauer und unendlicher Dankbarkeit nehme ich Abschied von Hans „Whisky“ Weiske, der am 20. Februar 2021, kurz vor seinem 86. Geburtstag, von uns gegangen ist. Als einer seiner vielen Schüler möchte ich die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Menschen und Meister würdigen, der mein Leben und das unzähliger anderer Judoka für immer geprägt hat.

Ein Leben für das Judo

Hans Weiske, geboren am 25. Februar 1935, war nicht nur mein Trainer – er war die Seele des Judo-Sports in Nürnberg. Als er 1959 seinen 1. Dan ablegte, begann eine Reise, die über sechs Jahrzehnte andauern sollte. 1968 übernahm er die Jahn-Judo-Abteilungsleitung von Klaus Mangels und führte sie durch alle Höhen und Tiefen bis zur Ausgründung des neuen Vereins Jahn Nürnberg 2012, bei der er als Gründungsmitglied seinen Stempel aufdrückte.

Unter seiner Führung erlebte unsere Abteilung ihre größten Erfolge. Von 1983 bis 1987 kämpfte die Männermannschaft des TV Jahn unter seiner Leitung in der Bundesliga-Süd – ein Höhepunkt, der ohne seinen unermüdlichen Einsatz und seine Führung niemals möglich gewesen wäre. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er am Mattenrand stand, uns moralischen Rückhalt gab und dafür sorgte, dass wir auch gegen die stärksten Gegner mit ungebrochenem Kampfgeist antraten.

Der Meister mit dem besonderen Humor

Was Whisky so einzigartig machte, war seine Art, uns zu motivieren. Seine pfiffigen Sprüche sind legendär geworden. Wer von uns könnte jemals die Anekdote vergessen, als er Tischi bei einem Mannschaftskampf gegen einen asiatisch anmutenden Gegner zurief: „Der bringt doch auch nur des G’sicht mit…“ – typisch Whisky, immer mit einem Augenzwinkern und der Gabe, die Anspannung zu lösen.

Ein wahrer Meister

2003 wurde ihm anlässlich der 50-Jahrfeier der Judoabteilung ehrenhalber der 5. Dan verliehen – eine Auszeichnung, die er mehr als verdient hatte. Bei derselben Feier führte er als 68-Jähriger zusammen mit Hermann Tischner eine Schwert-Kata vor, die bis heute legendär ist: Whisky mit einem ultra-scharfen Katana, Hermann mit verbundenen Augen. Ein Bild, das für mich seine Meisterschaft, sein Vertrauen und seine Hingabe zum Judo verkörpert.

Mein persönlicher Dank

Als sein Schüler durfte ich nicht nur die technischen Aspekte des Judo erlernen, sondern vor allem die Werte, die er verkörperte: Respekt, Bescheidenheit, Durchhaltevermögen und echte Kameradschaft. Ihm verdanke ich meine jahrzehntelange Verbundenheit zum Judosport, viele Erfolge auf der Matte und Freundschaften, die ein Leben lang halten. Er lehrte uns nicht nur, wie man kämpft, sondern wie man mit Würde gewinnt und verliert.

Auch sein Engagement über die Matte hinaus, etwa als Kassenprüfer für Bayern und den Bezirk Mittelfranken, zeigt, wie sehr ihm der Judosport am Herzen lag.

Ein bescheidener Abschied

Ganz seinem Charakter entsprechend wollte Whisky ohne großes Aufheben von dieser Welt gehen. Seine Entscheidung für eine anonyme Bestattung respektiere ich zutiefst – es war seine Art, so zu gehen, wie er gelebt hat: in Bescheidenheit und ohne viel Aufhebens um seine Person.

Sayonara, Sensei

Wenn ich an Whisky denke, dann sehe ich ihn vor mir, wie er mit Tischi im siebten Judo-Himmel diese legendäre Schwert-Kata vorführt, während Kano ihnen wohlwollend zulächelt.

Lieber Whisky, danke für alles, was du mir und uns allen gegeben hast. Du warst mehr als ein Trainer – du warst ein Mentor, ein Vorbild und für viele von uns eine Vaterfigur. Der Weg des Judo, den wir gemeinsam gegangen sind, wird für immer in meinem Herzen bleiben.

Otsukaresama deshita – お疲れ様でした. Ruhe in Frieden.

Im Namen aller deiner dankbaren Schüler