Stille

neulich haben zwei Engländer ein zweiminütiges Schweigen auf einen Tonträger gebracht. 120 Sekunden reine Stille. Erster Gedanke: Zwiemlich spleenig, die Briten! Aber wenn man(n) ein zweites Mal darüber nachtdenkt, dann ist das garnicht so dumm, wie man im ersten Augenblick annehmen möchte. 120 Sekunden, in denen nichts, absolut nichts, zu hören ist. Bräuchte man sich nicht einfach nur Watte in die Ohren stopfen, eine „MickyMouse“ vom Baumarkt über die Lauscher klemmen, um Stille zu erleben? Viele Menschen klagen darüber, dass sie nicht zur Ruhe kommen können. Stille hat offenbar etwas mit Sillstand zu tun und wer will schon in der heutigen Gesellschaft als Nichtstuer, Stillsteher gelten? Der Drang immer etwas unternehmen zu müssen, immer „on the road“ sein zu müssen, immer aktiv sein zu müssen, ist ja schon fast krankhaft. Stille stellt sich uns nur ein, wenn wir den entsprechenden Rahmen dazu vorgegeben bekommen. Soll meinen, „jetzt darfst du still sein“… und dies darfst du nur im Wald, oder mit Kopfhörer auf dem Kopf oder in einer Kirche. Wir dürfen jetzt aufhören auf die Reize aus unserer Umgebung zu reagieren. Der Rahmen sagt uns, dass wir jetzt auf unsere eigenen Sinne reagieren dürfen, auf uns selbst hören zu dürfen. Stillsein soll nicht heissen, die Sinne auszuschalten, es soll nur heissen, sie in eine andere Richtung lenken zu können. Hineinhören und uns selbst zuzuschauen, denn vielleicht gibt es was zu hören und zu sehen. Vielleicht spricht sogar jemand mit uns. Wer weiss…?