…es hat mal jemand die geplanten Etappten aufgezählt, daraufhin hat ein anderer am Tisch gesagt: „Du denkst, dass du den Camino machst, aber in Wirklichkeit macht er dich. Der Camino entscheidet!“
An meiner Art zu wandern ist etwas falsch, vielleicht liegt es an einem Gefühl, mit mir selbst im Wettstreit zu liegen, dem Bedürfnis, mich zu beeilen, dem Anspruch, die zurückzulegende Strecke schnell hinter mich zu bringen. Ich weiss nicht, woran das liegt: vielleicht an der Gewohnheit, Pflichten schnell zu erledigen; oder an dem Bedürfnis nach Resultaten. Dabei fühlt man sich in jedem Augenblick wieder auf sein wirkliches Maß zurechtgestutzt: in seinen Ansprüchen und Möglichkeiten, in dem, was man wirklich ist, in der Aufassung vom Pilgerdasein, das auch aus dem Weg und nicht nur aus der Ankunft besteht und deshalb viel reicher und schöner ist, als man es sich vor dem Aufbruch vorstellen kann.
Man sollte sich einfach dem Rythmus hingeben und keinen sportlichen Ehrgeiz übertriebenermaßen an den Tag legen. Gut, den Tag zu planen und duchzuhalten ist quasi sportlicher Ehrgeiz, aber darüberhinaus sollte man auf sein Inneres hören was es sagt und entsprechend Pausen einlegen, bevor einem die Socken qualmen.
Es ist seltsam, aber es ist so: Jeden Morgen hat man in seinem Inneren den unwiderstehlichen Wunsch, weiterzugehen, koste es, was es wolle. Egal wie das Wetter ist, egal ob es regnet oder kalt ist. Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung, sagte mal Louis Trenker. Man vergisst, wie beschwerlich der vorherige Tag war, man ist vollkommen gepackt, die Schuhe geschnürt, ein „Buon Camino“ in die Runde, leise aber bestimmend, und schon entzündet sich das Feuer des Camino.